Interview mit Produzent Michael Gautsch



In der kleinen Benimmschule 8 thematisieren Sie Vandalismus in der Schule.
Wie kamen Sie darauf?

Eine Schulleiterin, die einige Teile der Reihe in ihrer Schule erfolgreich einsetzt,
rief an und riet mir, das Thema in den Mittelpunkt einer Folge zu stellen, da
Vandalismus an ihrer Schule den Schulbetrieb erheblich stört und die
Beseitigung von Schäden erhebliche Kosten verursachen.

Im Film fliegen zwei Stühle aus dem Fenster des Klassenraums in den
Schulhof und verletzen dort einen Schüler. Ist dies erfunden oder beruht
es auf tatsächlichen Ereignissen?

Das haben wir nicht erfunden, das hat sich an einer Schule tatsächlich so
ähnlich zugetragen. Und als mir dann die ganzen Hintergründe bekannt
wurden, habe ich gesagt: Darauf können wir jetzt die passende Geschichte
zum Thema aufbauen.

Ein Stuhl, der in den Schulhof fliegt, zerstört auch einen von Schülern
angelegten und gepflegten Schülergarten.

Ja, ja, damit sollte verdeutlicht werden: Vandalismus zerstört nicht nur
Schuleigentum, sondern die höchst persönliche Leistung einzelner Schüler.

Eine problematische Haltung nimmt der Vater eines der Übeltäter ein, der
die Vorfälle auf die Schadensfrage reduziert und damit bagatellisiert.

Eltern, die ihre Kinder wütend verteidigen, egal was passiert ist und keine
Einsicht haben, was das Fehlverhalten ihrer Kinder betrifft, sind ein
immer häufiger anzutreffendes Phänomen, das die Erziehungsarbeit
von Lehrern torpediert.

Gibt es seriöse Ziffern zu den materiellen Schäden von Vandalismus
an Schulen?

Als der Film vorbereitet wurde und wir uns in mehreren Schulen im Zuge der
Recherchen Vandalismusschäden ansahen, stellte ich genau diese Frage.

Und welche Antworten bekamen sie?

Da spricht keine Schule gerne darüber. Die tatsächlichen Schadenssumme
von 9000 Euro jährlich pro Schule haben mich dann doch überrascht.

Ist dieser Betrag repräsentativ?

Ja. Der Rechnungshof der Stadt Hamburg hat sich vor einigen Jahren des
Themas angenommen, an den Schulen selbst Erhebungen durchgeführt und
die Schäden systematisch erfasst. Für die rund 400 Hamburger Schulen wurde
ein jährlicher Schaden von 3,6 Millionen Euro festgestellt.

Wurden bei diesen Erhebungen auch die Verursacher klassifiziert?

Die Umfrageergebnisse in den Schulen haben ergeben, dass
Sachbeschädigungen am Inventar, mutwillig herbeigeführte Verunreinigungen
und illegale Graffiti im Innenbereich sowie Diebstähle in den Schulen
überwiegend auf Fehlverhalten der eigenen Schülerschaft zurückzuführen ist.
Der Rechnungshof kam zum Schluss, dass neben Sicherungsmaßnahmen die
Entwicklung präventiver pädagogischer Maßnahmen zur Eindämmung
mutwilliger Zerstörungen und Diebstähle durch Schülerinnen und Schüler
geboten ist, um das Ausmaß der Sachbeschädigungen deutlich zu reduzieren.
Hierzu kann unser Film einen wichtigen Beitrag leisten.