Interview mit Regisseur Michael Gautsch


Wie kam es dazu, dass Sie Hygiene und Sauberkeit zum Thema der kleinen Benimmschule 6 gemacht haben?

Ich spreche regelmäßig mit Lehren und Filmpädagogen über ihre Erfahrungen mit den bisherigen Teilen der Benimmschule, erhalte wertvolles Feedback und Antwort auf die Frage: Welche Themen hätten Sie noch gerne behandelt? Die entscheidende Anregung kam diesmal aus Rheinland-Pfalz. Eine Filmpädagogin, die viele Lehrfilme kennt, beklagte, dass zu diesem Thema anschauliches Material besonders für den Grundschulbereich fehlt. Der Film ist daher sowohl für die Schüler der Grundschulen als auch für die Schüler der Sekundarschulen konzipiert worden.

Das Konzept der ersten vier Teile, positives und negatives Verhalten direkt gegenüberstellen, haben Sie diesmal aber nicht übernommen?

Richtig. Anstatt einen Jungen zu zeigen, der sich erst negativ und dann positiv verhält, habe ich ein Brüderpaar genommen, von denen der eine die negativen Verhaltensweisen und der andere die positiven Verhaltensweisen demonstriert. Diese Form der Umsetzung hat für diesen Themenkomplex einfach besser gepasst.

Die beiden Jungs kommen in jedem Moment glaubwürdig rüber.

Wir hatten an zwei Wochenenden ungefähr 50 Kinder gecastet. Wären die beiden Darsteller, welche die Rollen übernommen haben, nicht dabei gewesen, hätten wir weiter casten müssen. Das war diesmal gar nicht einfach. Denn auch wenn z. B. die Figur des Max vieles falsch macht, sich nicht wäschst, oder mit stinkenden Klamotten rumläuft, muss er trotzdem noch ein wenig sympathisch bleiben, weil sonst interessieren sich die jungen Zuseher nicht mehr für ihn oder er wird zum Stereotyp.

Im Film werden an mehreren Stellen animierte Keime gezeigt, allerdings nur dort, wo sie eine besondere Bedeutung haben.

Ja, zum Beispiel dort, wo sie weitergereicht werden und im Einzelfall auch etwas auslösen. Wir wollten aber nicht dokumentieren, wo es überall Keime gibt. Die Frage wird in den Arbeitsblättern zum Film thematisiert, wenn den Schülern zur Aufgabe gestellt wird, weitere Orte ausfindig zu machen, wo noch Keime sind, auch wenn diese in der Filmhandlung keine negative Wirkung zeigen.

Was fällt Ihnen denn spontan ein, wenn Sie sich an die Dreharbeiten erinnern?

An den Spaß der Kinder, zu schauspielern und uns Erwachsene zu erschrecken. Konkret an jenen Morgen, als einer der Kinderdarsteller mit einem Kopfverband zum Dreh erschien. Da glaubte wirklich der Großteil des Teams, der Junge hätte sich verletzt und wir müssten nun die Dreharbeiten unterbrechen. Bis er dann grinsend den Verband abnahm und alle sehen konnten, dass er keine Schramme hatte.

Im Gegensatz zu Teil 5, der das Thema Internet-Mobbing behandelt, ist Teil 6 der Benimmschule lustig geraten, arbeitet mit viel Humor.

Die beiden Teile behandeln völlig unterschiedliche soziale Phänomene. Während Internetmobbing das Seelenleben erschüttert, hat mangelnde Sauberkeit oft mit Vernachlässigung und Verdrängen zu tun. Wir wollten, dass es an keiner Stelle zu peinlich wird und erzählen deshalb die Geschichte mit Humor. Die jungen Zuseher sollen nicht über, sondern mit den Darstellern lachen. Das erzeugt hoffentlich die Einsicht, die sich Lehrer und wir uns alle erwarten.

Von Ihrem Konzept, die Erwachsenenrollen mit Berufsschauspielern zu besetzen sind Sie auch diesmal nicht abgewichen.

Ja, schließlich drehen wir keine Dokumentationen, sondern kleine Spielfilme. Das Spiel von Caroline Lux als gemobbte Lehrerin in Teil 5 hat mich sehr berührt und deshalb habe ich sie auch für Teil 6 besetzt. Trotzdem spielt sie nicht dieselbe Lehrerin. Das ist eine große Kunst, die feinen Töne zu treffen und zu nuancieren. Auch die vier Schauspieler, die das verdorbene Essen zu sich nehmen und denen rasch übel wird, machen ihre Arbeit hochprofessionell. Solche Momente glaubhaft darzustellen zeugt von gutem Handwerk, das über Jahre erlernt werden will.

Die Dreharbeiten haben viel Spaß gemacht?

Neben der vielen Arbeit auf jeden Fall. Und jetzt hoffe ich, dass es den Kindern auch Spaß macht den Film anzusehen und er seine pädagogischen Ziele erreicht.